Ein Jahr ist es nun schon her, dass die IG Reiter und Fahrer Kreis Herzogtum Lauenburg e.V. ihren Gründer und Ideengeber verloren hat. Als wir am 14. März letzten Jahres die Nachricht bekamen, dass Helmut Felgentreu nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben ist, war das ganz unfassbar. So viele Jahre lang war er Wegbereiter, Vorkämpfer und streitbarer Verfechter der Idee des freien Reitens in Wald, Feld und Flur. Seine Hartnäckigkeit, aber auch sein Mut, den oft langen und mühsamen Weg durch die lokalen und überörtlichen Institutionen zu gehen, war in der holsteinischen Pferdeszene bestens bekannt. Für die Funktionäre der verschiedenen Interessengruppen wie Forst- und Landwirtschaftsbehörde, aber auch des Pferdesportverbands PSH war Helmut Felgentreu ein kritischer aber auch fairer Gesprächspartner. Auf allen relevanten Treffen, Sitzungen und Zusammenkünften war er stets zugegen um die Interessen der Reiter, aber auch der Kutschenfahrer zu vertreten, die sich mit ihren Pferden nicht nur auf dem Reitplatz oder in der Halle, sondern vor allem in der Natur bewegen wollen.

Im schönen „Pferdeland Schleswig-Holstein“ bleiben Pferde nämlich aufgrund einer rigiden Gesetzgebung draußen. Wald- und Feldwege dürfen nur dann beritten werden, wenn sie als Reitwege gekennzeichnet sind, was selten genug der Fall ist. Es bleiben nur die öffentlichen, oftmals sogar stark befahrenen Wege, und selbst hier gelten noch zusätzliche Beschränkungen, auch für Kutschen. In den wenigen bestehenden ländlichen Reitwegenetzen zahlen die Reiter und Fahrer als Benutzer fast überall Gebühren, „Wegezölle“, wie Helmut Felgentreu diese auch offen nannte. In kleinteiligen Verhandlungen mit den zuständigen Entscheidern konnte er regional vor allem im Kreis Herzogtum Lauenburg kostenfreie Regelungen für etliche Forsten und landwirtschaftliche Wege erreichen.

 

Schon in den 70er Jahren organisierte er Wanderritte mit Jugendlichen, später war er dann mit Frau und  Kindern unterwegs und wurde zu einem erfahrenen Kartographen, der die berittenen Wegestrecken auf seinen Karten verzeichnete. Seine eigene Reitgegend geriet dann Ende der Neunziger Jahre durch die Planungen für die Transrapid-Strecke in Gefahr und so gründete er zusammen mit anderen aktiven Reitern die IG Reiter und Fahrer Krs. Hzgt. Lauenburg e.V. um der Zerteilung eines ganzen Landstriches durch das Großprojekt entgegenzuwirken. Wenn auch dies letztlich gelungen ist, so ist die Situation für die Reiter und Fahrer in Schleswig-Holstein nach wie vor entmutigend. Helmut Felgentreu trommelte daher für seine Initiative, und wurde tatsächlich als politischer Akteur immer mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

 

Um das manchmal negative Bild von Freizeitreitern richtig zu stellen, sollten wir Reiter in der IG mit guten Beispielen vorangehen. So wurden in regelmäßig stattfindenden Kursen der FN- Basispass, Reiterpass und auch der Berittführerabschluss angeboten und auch von vielen IG-Mitgliedern erfolgreich absolviert.

 

Ein großer Plan war, die Freizeit-, Wander- und Buschreiter zu mobilisieren, um ihren eigenen Interessen mehr Nachdruck zu verleihen. Unter dem Motto „Reiten für Reitwege“ initiierte und organisierte Helmut Felgentreu ab 2005 Wanderritte als Demonstrationen, bei denen in 7 Tagen durch verschiedene Gemeinden geritten und Grußbotschaften an die Bürgermeister übergeben wurden, in denen auf die Situation der Reitwege hingewiesen und um Kooperation und Mithilfe bei der Ausweisung von geeigneten Wegen gebeten wurde. Diese Ritte galten als Stern-Stafettenritte und endeten immer im riesigen Reiter- und Gespannfahrerkorso in Bad Segeberg. Unter seiner Führung (s. Bild) zog dann, anlässlich des bekannten Breitensportturniers, ein großer Trupp Reiter, manchmal über einhundert, begleitet auch immer von einigen Kutschengespannen, durch Bad Segeberg zum Turniergelände, um auf die Belange und  Probleme der Reiter in Schleswig-Holstein aufmerksam zu machen. Eine 2010 von ihm initiierte Online-Petition schaffte mit über 3000 Unterschriften sogar den Einzug in den Holsteiner Landtag.

 

Anfang 2006 hatte Helmut Felgentreu die Idee zu einem Wanderritt, der – als etwas anderes Motiv - ein Danke ausdrücken sollte: In Mecklenburg Vorpommern war nach der Wende ein Waldgesetz verabschiedet worden, das zwar dem Holsteiner Gesetz angelehnt, aber in Teilen viel reiterfreundlicher war. Den so entstandenen 170 km langen „Gestütsweg“ zwischen den Landgestüten Redefin und Neustadt-Dosse ritten 10 Reiterinnen und Reiter im Herbst 2006 dann in 7 Tagen bei bestem Wetter und Laune mit gesunden Pferden. Leider konnte ähnliches in Schleswig-Holstein nirgendwo wiederholt werden.

 

In den letzten Jahren konnte er, schon gesundheitlich angeschlagen, noch einige lokale Reitwege erkämpfen und Verträge mit Gemeinden, Bauern und Forstdirektoren schließen. In letzter Zeit machten ihm jedoch verschiedene Erkrankungen zu schaffen und die IG Reiter wird nach seinem Tod nun in neuer Besetzung in die großen Fußstapfen dieses bedeutenden Einzelkämpfers für die Freizeit-, Wander- und Reiterei in der Natur treten. Wir tun dies in tiefem Respekt für unseren großen „Vorreiter“. Bei einer Mitgliederversammlung wurde 2017 einstimmig beschlossen, den Verein aufrecht zu erhalten und einstimmig als Erste Vorsitzende Janine Untiedt gewählt, als Zweite Vorsitzende Marisa Pälmke, Kassenwartin bleibt Jasmin Bubert und Pressewartin Sabine Stutterheim. Wir alle vier wollen die IG Reiter in Helmuts Sinn weiterführen und wünschen unseren Mitgliedern, Freunden und Förderern und vor allem allen Pferden im Gedenken an ihn auch weiterhin „allezeit eine handvoll Gras unter den Hufen“.

von Sabine Stutterheim